Projektseminar: Geschichte der Filmkameratechnik, SS 2016

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35 mm
Nach einer kurzen Phase der Anarchie, in der die einzelnen Hersteller/Produzenten jeder für sich individuelle Bildformate entwickelten, einigte man sich schon ziemlich früh auf ein einheitliches Format: den ca. 35 mm breiten, beidseitig perforrierten Film, bei dem 4 Löcher einem Bild entsprachen Diese Norm wurde 1913 zunächst in den USA bei Edison durck William Dickson, dessen Mitarbeiter, eingeführt, und dann in der ganzen Welt zum Standard-Kinoformat - bis heute. Derselbe Film wurde auch zum Standard für die "Kleinbild"-Fotografie ("Leica-Format"), nur lag der Film im Fotoapparat horizontal und das Bild war doppelt so groß (24x36mm).

Alle übrigen kleineren Formate (Schmalfimformate) wurden im Prinzip durch Halbierung der Breite entwickelt, und zwar vor allem mit Hinblick auf Amateure, die schon in den 1920er Jahren zu einem ökonomisch relevanten Kundenkreis wurden. Hier die wichtigsten:

16 mm
Das 16mm-Format wurde 1923 von Kodak eingeführt, zusammen mit zwei fast noch wichtigeren Neuerungen: der dazu gelieferte Film war nicht nur aus einem neuen, feuerfesten Material (safety film), sondern es war auch ein Umkehrfilm, d.h. nach der Entwicklung war er sofort, ohne Kopieren, vorführbar. Diese Neuerungen brachten alle noch existierenden Versuche mit anderen Formaten zu einem sofortigen Ende. Auch die Kamerahersteller stellten sich auf das neue Format ein. Gleichzeitig vollzog sich der Übergang vom Betrieb mit Handkurbel (der in der Regel nur von einem Stativ aus möglich war) hin zum Betrieb mit einem Federwerkmotor. Das neue Format wurde vor allem für Dokumentarfilme, Wochenschauen, Unterrrichtsfilme und vor allem Amateurfilme eingesetzt. Die schlechtere Auflösung nahm man wegen der wesentlichen leichteren Ausführung der Apparate und der wesentlich geringeren Kosten in Kauf. Ab den 1960er Jahren war das Filmmaterial schon wesentlich höäher auflösend, und der 16mm-Film wurde zum Standard-Aufnahmematerial für das Fernsehen. Die meisten Features, Reportagen für dieses Medium wurden auf 16mm gedreht, ebenso, bis in die 2000er Jahre hinein, auch Fernsehspiele.

9,5 mm
Fast zur gleichen Zeit brachte die französische Firma Pathé ein anderes Amateurformat auf den Markt, den 9,5 mm-Film, bei dem die die Perforation in der Mitte des Filmbandes zwischen den Bildern liegt. Das ist in zweierlei Hinsicht vorteilhaft: Es kann kein Verkanten des Films passieren und das Bild kann über die ganze Breite aufgenommen werden. Damit war auf einem etwa halb so breiten Filmband wie 16 mm ein Bildformat möglich, das fast so groß war wie das 16 mm-Bild. Pathé fertigte ab 1922 zunächst nur Projektoren und lieferte verkleinerte Kopien von kommerziellen Filmen für das Heimkino. Erst in den Jahren danach kamen auch Kaneras für 9,5 mm auf den Markt. Für sie lieferte Pathé auch ein eigenes Umkehr-Filmmaterial, das der Kunde auch selbst entwickeln konnte. Das 9,5 mm-Format war in Europa sehr erfolgreich, Fast alle Hersteller von Filmgeräten boten Projektoren und Kameras für 9,5 an. In den USA war es kaum vrbreitet.

8 mm (Doppel-8, Normal-8)
Möglicherweise als Reaktion auf den Erfolg von Pathé kündigte Kodak im Jahre 1932 das 8mm-Format an, das wieder durch die Halbierung des 16mm-Bandes entstand. Dieses neu Amateurformat wurde als zweiseitiger 16mm-Film konfektioniert, mit beidseitiger verdoppelter Perforation. Diese Maßnahme garantierte, dass das neue Format mit den vorhandenen Studiomaschinen entwickelt, kopiert etc. werden konnte. Der Amateur belichtete erst die Hälfte der Breite, musste dann die volle Spule umdrehen und neu einfädeln, um die zwite Hälfte zu belichten. Nach der Entwicklung wurde der Film in der Mitte längs auseinandergetrennt. So entstanden aus 7,5 m Rohfilm 15 m belichteter Bilder. Eine fast unübersehbare Menge von Kameras und Projektoren entstand für dieses Format. Es verbreitete sich auf der ganzen Welt und beherrschte den Amteteurfilmmarkt über 30 Jahre lang. die Nutzer des 9,5-Format wurden zu einer immer kleineren Minderheit.

Super 8
Im Jahre 1965 brachte Kodak dann das "Super 8-Fromat" auf den Markt. Die Firma setzte damit eine Idee um, die durchaus sinnvoll war: Beim 8mm-Format waren die Perforationslöcher immer noch genauso groß wie beim 16 mm-Fim. Dies war angesichts des schnmalen Filmbandes eigentlich nicht nötig. Super 8 entstand dadurch, dass man die Breite des Filmbandes beibehielt, nur die Perforationslöcher verkleinerte, was ein größeres Filmbild möglich machte und damit eine bessere Auflösung. Außerdem wurden die Löcher in die Mitte des Filmbildes platziert, was das Schneiden und Kleben einfacher machte.

Die Firma Kodak führte mit dem neuen Forma noch eine andere Neuerung ein, die sofort sehr kontrovers diskutiert wurde: Super 8 wurde nur in einer geschlossenen Kassette geliefert, um so das Filmeinlegen zu erleichtern. Fachleute aber merkten bald, dass damit auch ein Nachteil verbunden war: Es gab keinen wirklich genauen Filmkanal mehr, da dessen einer Teil jetzt von der Kassette – aus Plastik – ersetzt wurde. Das bedeutete – technisch gesehen – einen Rückschritt. Denn früher hatten die Konstrukteure von Kameras sehr großen Wert darauf gelegt, den Filmkanal mit allergrößter Präzision herzustellen, möglochst aus poliertem Stahl, weil von ihm die Schärfe des Bildes abhängig ist. Dies wurde umso wichtiger, je kleiner das Filmbild war. Es kam auf 100stel Millimeter an. Die Kodak-Kassette konnte eine solche Präzision systembedingt nicht bieten.

DS8 und Single 8

Alternativen zur Kodak-Kassette gab es durchaus: Im damaligen Ostblock (vor allem in der Sowjetunion, Teschechoslowakei und der DDR, wo es entsprechende Produktionsstätten gab) führte man nach dem Vorbild von "Doppel-8" das "Doppel-Super-8"-System (DS8) ein. In Japan gab es das „Single 8“-Format der Firma Fuji, das in seinen Ausmaßen dem Super 8-Format entsprach. Dort wurde der (nur bei Fuji erhältliche) Single 8-Film in einer vorne offenen Kassette geliefert, die es erlaubte, ihn kamersaeitig in einen richtigen Filmkanal einzulegen. Aber Kodak beherrschte den Markt, die Firma ließ keine Alternative zur Kassette zu. Nur Profis konnten DS8-Kameras nutzen, die mit 30m-Spulen geladen wurden. Solche Kameras wurden von Firmen wie Pathé Webo, Canon oder Beaulieu geliefert. Bolex war nicht dabei, aber kleine Firmen hatten sich schnell auf den Umbau spezialisiert. Interessanterweise lieferte Kodak die 30m-Spulen mit DS8-Material sehr wohl. Nur diese Kameras konnten die Qialitäten des Super 8-Materials wirklich voll zur Geltung bringen

Dies war auch das letzte in einer ganzen Reihe von Beispielen, in denen Kodak ohne Rücksicht auf technische Nachteile seine Marktmacht einsetzte, um Alternativen zu verhindern. Super 8 ist bis heute auf dem MArkt präsent, auch nachdem Kodak um 2010 die Produktion von Rohfilm eingestellt hatte. Gerüchten zufolge scheiont man in Rochester aber ein neues Interesse an Super 8 zu finden, der Bau einer ganz neuen Kamera wurde angekündigt, das Filmmaterial wird dann wohl folgen müssen.

Hier einige Zeichnungen zu den verschiedenen Formaten:

Die Größe des jeweiligen Einzelbildes im Vergleich:

Die wichtigsten Schmalfilm-Formate:
16mm 9,5mm 8 mm Super 8

Größenvergleidch zwischen 35mm-Bild und 16mm-Bild:

Größenvergleidch zwischen 16mm-Bild und 9,5mm-Bild: