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Zeitenwende

Dieses Museum wurde in einer Zeit eröffnet, in der sich im Mediensektor große Veränderungen vollziehen. Sie werden nicht nur durch neue Techniken, sondern auch durch wirtschaftliche Interessen vorangetrieben. Historiker diskutieren, ob mit der Digitalisierung eine harte Zäsur erfolgt, oder ob dies nur eine neue Phase der Filmgeschichte ist. Auffällig ist, dass nicht – wie früher – das „alte“ Medium neben dem neuen weiterexistiert, also das Theater neben dem Kino, das Kino neben dem Fernsehen, sondern dass zumindest die alte Technik nach und nach vollständig verschwindet.

Dieses Verschwinden dokumentiert das Kameramuseum, will aber gleichzeitig auf die Frage aufmerksam machen, ob der Film als Kunst, als Unterhaltung, als Vermittler von Realitätserfahrungen oder von Lebensträumen einfach nur mit neuer Technik weiterexistiert (dies wäre so etwas wie eine „Konvergenztheorie“), oder ob mit der alten Technik auch eine Ästhetik, eine ganz besondere Realitätsdarstellung oder -interpretation verschwindet – und eine neue entsteht. Diese Frage ist längst nicht ausdiskutiert.

Ein Kameramuseum könnte dazu beitragen, dass wir uns erinnern, zur Kenntnis nehmen oder überhaupt erst kennen lernen, was da verschwinden wird.


Bild: Stéphane Kiehl, aus Le Monde, 09.08.2015